Matthias Ringmann, Julius der erst Römisch Keiser von seinen Kriegen, Straßburg 1507, Frontispiz.

Bellum Electronicum: Der Gallische Krieg im Übersetzungsvergleich

Julius Caesars Bellum Gallicum ist einer der zentralsten Schultexte überhaupt. Generationen von Lernenden konnten beim Übersetzen nachvollziehen, mit welchen narrativen und rhetorischen Strategien diese historische Ausnahmefigur die eigenen Taten in Szene setzt und auch durch Jahrtausende getrennte Leser*innen in ihren Bann zieht.

Aber das Bellum Gallicum ist längst nicht mehr nur Julius Caesars Text. Seit dem 15. Jahrhundert wird das lateinische Original immer wieder in alle möglichen Sprachen übersetzt; ein Ende dieser Translationsflut ist nicht abzusehen.

Hierbei sind natürlich interessante sprachliche Verschiebungen zu betrachten: So findet das 19. Jahrhundert unter dem Eindruck des Kolonialismus neue Terminologien und andere Hierarchien zur Beschreibung fremder Kulturen: Was für Caesar gallische principes sind, nennt Matthias Ringmann 1507 ‘fürwäser und oberherren’, während sich Anton Baumstark 1835 für ‘Häuptlinge’ entscheidet.

Diese Begriffsverschiebungen sind für Lernende im Latein-Unterricht ohne weiteres nachvollziehbar und können zu fruchtbaren Diskussionen über die Veränderlichkeit von Sprache und Konnotationen führen. Die Zeitgebundenheit allen Übersetzens wird an diesen Beispielen neu beleuchtet. Durch den Vergleich mit englischen und französischen Übersetzungen werden zudem Kompetenzen der Mehrsprachigkeit geschult; durch die Suche in alten Drucken ein Bewusstsein für den Wandel von Schrift und Medien geschaffen.

Diese Webseite versteht sich als interaktive, kontinuierlich wachsende Online-Ressource. Hier werden Übersetzungen aus verschiedenen Epochen gesammelt, bisher in den Schulsprachen Deutsch, Englisch und Französisch. Die bereits vorliegenden Aufgabenstellungen stehen gratis und mit Lösungen zur Verfügung. Feedback, Korrekturen und selbstverständlich auch neues Material sind höchst willkommen.